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Nostalgie - der Abschied von Skype

Nostalgie - der Abschied von Skype

Manchmal kündigt es sich schon morgens beim Aufwachen an: Nostalgie. So wie heute, als ich mich noch im Halbschlaf daran erinnerte, von meiner Jugendliebe geträumt zu haben, und dann als erstes auf Mastodon einen Post von Heise mit einem Nachruf auf Skype sah.

Skype war mein Fenster zur Welt, als die Kinder klein waren und ich in der Familienzeit zu Hause saß. Als ich mit Webdesign anfing und mit Kunden, Freunden, Familie fast ausschließlich via Skype kommunizierte. Skype startete damals mit dem Hochfahren meines Rechners und lief den ganzen Tag bis zum Ausschalten. Ich sah, wann meine Kontakte wach waren und zu arbeiten anfingen. Es gab beiläufige Chats mit einem kleinen “Guten Morgen, schon fleißig?” einfach so nebenbei. An vielen Tagen lief ein Skype-Call mit meiner Schwester nonstop parallel - wir haben oft nur die Tastatur der anderen gehört und waren nicht allein im Homeoffice, lange bevor wir es Homeoffice nannten.

Meine Mutter freundete sich dank Skype mit dem Computer an, den sie lange boykottiert hat - weil dank Videotelefonie Gespräche mit den Enkeln möglich waren, die sie aufgrund der 600 km Entfernung nur selten sah und die noch zu klein für Telefonate waren. Außerdem ließen sich mittels Screensharing kleinere und größere Probleme mit der Technik beheben, die sie alleine nicht in den Griff bekam. Ihr liebstes Foto von ihr selbst entstand als Screenshot während eines Videocalls mit meiner Schwester.

Ich habe Skype schon lange nicht mehr im Einsatz. Mit der Rückkehr in die Berufstätigkeit verlor mein einstiges Fenster zur Welt an Bedeutung. WhatsApp auf dem Smartphone war da besser verfügbar. Auch während Corona waren es doch andere Apps wie zoom oder teams, die hoch im Kurs lagen. Nach der Meldung heute morgen habe ich Skype noch einmal gestartet. Die Kontaktliste versetzt mich in eine andere Zeit, in eine Zeit als andere Kontakte als heute meinen Alltag begleiteten. Einer der letzten genutzten Chats ist der mit meinem Vater. 2020 hatten wir den letzten Call. Er hatte da schon Schwierigkeiten mit der Technik. Aber Skype hatte er schon so lange genutzt, dass es irgendwie doch noch funktionierte, als er neues nicht mehr lernen konnte. Jetzt - fast fünf Jahre später - kann Paps sich gar nicht mehr verständigen. Die Demenz schreitet unaufhörlich fort. Und dieser letzte Call hier auf meinem Bildschirm erinnert mich daran, wie vergänglich alles ist. Nicht nur irgendwelche Apps, sondern auch Beziehungen. Manche meiner Skype-Kontakte haben sich auf alternative Wege verlagert, andere sind aber leider einfach “eingeschlafen” - das Leben hat sich verändert, man hatte weniger Gemeinsamkeiten und dann immer weniger Kontakt. Und irgendwann gar nichts mehr voneinander gehört. So wie bei meiner Jugendliebe, von der ich heute Nacht geträumt habe. Aus heiterem Himmel erinnert man sich an eine Person - und bemerkt den Verlust.

RIP Skype.

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Gerald Kaufmann

Gerald Kaufmann

Webdeveloper
Vertrieb und Technik sind meine Themen. Ich blogge über alles, was mir bei meiner Arbeit und in meinem Leben schreibenswert erscheint.
Dagmar Merbecks

Dagmar Merbecks

Mediendesignerin
Mediendesignerin mit besonderer Vorliebe fürs Web, die WYSIWYG für überflüssig hält. Weitere Interessen: Marketing, Social Media, Technik - und natürlich Paderborn!